Kanderschlucht

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Kanderschlucht wurde am 2. Februar auf SRF 1 in der Sendereihe Buchzeichen besprochen

http://www.srf.ch/sendungen/buchzeichen/skandaloeses-in-armee-und-geheimdienst

Zusätzlich zur Sendung finden Sie auf der Homepage einen Online-Beitrag zum Buch:

http://www.srf.ch/kultur/literatur/kanderschlucht-ein-krimi-ueber-menschenversuche-im-kalten-krieg

Kanderschlucht war Ende 2013 auf Platz 17 der Bestsellerliste des schweizerischen Buchhandels (letzte Newsletter 2013)

Unter den 20 Titeln befanden sich noch zwei andere Schweizer Autoren.

 


 

 

 

Am 18. September erschien mein neues Buch Kanderschlucht

Nun liegen die ersten Rezensionen vor

Frutiger Anzeiger, Nr. 42 15. Okt. 2013

 

Rezension der WOZ, Nr. 46, 14.11.2013

Zuger Woche. Dienstag 15.10.2013

Militär unter Generalverdacht

BUCHTIPP «Kanderschlucht» - der neue Roman von Peter Beutler

Er ist ein Wiederholungstäter. Gemeint ist der Berner Romanschreiber Peter Beutler. Nach seinem Erstlingswerk «Weissenau» und dem Folgebuch «Hohle Gasse», schiebt er nur sein drittes Werk «Kanderschlucht» nach.
Von Dany Kammüller

Auch in seinem dritten Roman macht Peter Beutler das, wofür er bekannt wurde: er nimmt kein Blatt vor den Mund und kratzt selbst am Lack einer in der Schweiz nach wie vor heiligen Kuh, sprich der Schweizer Armee. Beutler rollt in seinem historisch angelehnten Polizeiroman «Kanderschlucht» ein ganz dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte neu auf. Es geht um einen Geheimbund in der Nachkriegszeit.

Die Story

Angangs der 50er Jahre werden im Berner Oberland die Leichen von vier Prostituierten gefunden. Wachmeister Michael Bärtschi von der Berner Kantonspolizei und sein Kumpel, Hauptmann Max Schmocker von der Militärjustiz ermitteln gemeinsam in einem sehr mysteriösen Fall. Die Spur führt sie irgendwann auf das damals sehr heisse Terrain der Schweizer Armee. Im Zusammenhang ihrer Ermittlungen stossen sie auf einen Forschungsbunker, in dem anscheinend geheime Drogenexperimente, unter anderem mit LSD und Heroin, durchgeführt werden. Was anfänglich wie eine Mordserie im Rotlichtmilieu aussieht, entwickelt sich mehr und mehr zu einem wahren Politthriller. Bärtschi und Schmocker geraten in einen Intri-gensumpf mit weitreichenden Folgen, denn in den 50er Jahren war die Schweizer Armee wirklich noch eine heilige Kuh und deren Offiziere Halbgötter in Grün.

Packend erzählt

Dieses Buch packt den Leser, führt ihn in Abgründe der Schweizer Geschichte. Die Idee und den Mut solche Themen überhaupt anzupacken, verdienen unseren Respekt. Die ersten 150 von Total 312 Seiten las ich fast in einem Tag. Danach wird Beutler leider auch hier erneut zum Wiederholungstäter, in dem er die Beschattungsprotokolle eines 26-jährigen «Detektivs» über zwölf Seiten ausbreitet. Zwar nicht mehr ganz so extrem, wie in seinem letzten Buch aber immer noch so langatmig, dass man Gefahr läuft, den Faden zu verlieren. Der Spannungsbogen bricht so leider ein wenig ein. Vielleicht sehe auch nur ich das Ganze ein wenig zu eng. Aber Protokollauszüge in Romanen kommen mir als «Vielleser» halt immer wie «Platzhaltertexte» vor, die den Ablauf als solchen künstlich verlängern. Anstelle eines Protokolls könnte man eine solche Passage auch mit einer spannenden Unterhaltung oder einer actionreichen Erzählung überbrücken. Doch was soll’s, da die Story als solche mehrheitlich fesselt, liest man doch auch gern weiter, denn man will ja wissen, wie es ausgeht. Und wie es ausgeht, erfährt man eben nur, wenn man das Buch zu Ende liest. Und auch diesen Roman kann ich Ihnen - Spannungsbogen hin oder her - einmal mehr aufs Wärmste hin empfehlen. Beutlers neuestes Werk ist im Buchhandel erhältlich und kann auch im Internet unter www. emons-verlag.de bestellt werden: ISBN: 978-3-95451-136-5.

Verlosung

Die Zuger Woche verlost von Peter Beutlers neuem Roman «Kanderschlucht», exklusiv auf dem Platz Zug, vier Exemplare. Falls Sie eines dieser Bücher Ihr Eigen nennen möchten, senden Sie uns am kommenden Donnerstag, 17. Oktober, zwischen 12-12.20 Uhr eine E-Mail an: michelle.gerig@zugerwoche.ch und sagen Sie uns, mit was für Drogen in diesem Roman unter anderem experimentiert wurde? (Vergessen Sie in Ihrem Mail Ihre Adresse nicht). Viel Glück und viel Spass beim lesen.

 

«Schaurige» Delikatessen und vier Morde an Dirnen

KANDERSTEG Nach «Weissenau» und «Hohle Gasse» hat der Oberländer Krimiautor PeterBeutler an einer ungewöhnlichen Vernissage in Kandersteg seinen dritten Roman vorgestellt. «Kanderschlucht» istkeine Geschichtefür empfindsame Gemüter, auch wenn Humor die Tragik desGeschehens mildert.

«Man traut Peter Beutler solche Geschichten gar nicht zu, wenn man sich mit ihm unterhält», staunte Nico Seiler, der zusammen mit der Dorfbibliothek Kandersteg zur Vernissage des neuen Buches «Kanderschlucht» in sein Hotel Alfa Soleil eingeladen hatte. Dabei bereicherte Seiler Beutlers Lesung in drei Akten auch gerade mit «schaurigen» Delikatessen: Leckereien, die genau jenen in den vorgelesenen Kapiteln entsprachen.

«Wiekommtein Autor zu solch schauerlichen Gedankengängen», fragt sich auch der Leser, der bereits im ersten Kapitel Gwattegg entscheidet, ob er weiterliest oder das Buchaufgewühlt zur Seite legt. Der Entscheid zu diesem Zeitpunktist wichtig, denn spätestens zwei oder drei Kapitel später kommt Aufhören vorlauter Spannung kaum mehr infrage.Oder wie ein Besucher an der Vernissagebekannte: «Ich hab das Buch in einem Zug durchgelesen.»

Auf die Frage, was er mit dem Roman, in dessen Zentrum ein vierfacher Dirnenmord steht, bezwecken wolle, gestand der auf dem Zwieselberg aufgewachsene und wieder ins Oberland zurückgekehrte pensionierte Gymnasiallehrer Peter Beutler: Nebst spannender Unterhaltung habe er eine Botschaft des Filzes unter den Mächtigen im Kopf, deren Moral im Wegschauen bestehe. Dies hatte ihm schon nach den ersten Romanen den Verdacht der Linkslastigkeit eingebracht – zu der er sich aber auch voll bekennt.

Vergangenheit wird lebendig

Die Faszination von Beutlers Schreibe machen die präzis dargestellten Örtlichkeiten rund ums Geschehen aus. Der ältere Leser fühlt sich unweigerlich zurückversetzt in die 50er-Jahre des 20.Jahrhunderts, die jüngeren staunen über die Zeit, als man zum Telefonieren ins abgelegene

«Man traut Peter Beutler solche Geschichten gar nicht zu, wenn man sich mit ihm unterhält.»

Nico Seiler

Nachbarhaus musste, als es in Steffisburg einTram und ein Puff gab, als Dirnen als unmoralisch galten und das Konkubinat bei Strafe verboten war. Wie weit Beutlers Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen, lässt sich 60 Jahre nach dem angeblichen Geheimbund im Militärbunker weder abschliessend belegen noch komplett als Fantasie beweisen.

Peter Beutler legt den Figuren seines Krimis alles andere als gepflegte Konversation in den Mund. Wenn seine Zeitgenossen schlecht wegkommen, sei das keineswegs despektierlich gemeint, sagte Beutler. Er selbst gehöre ja auch zu ihnen. Gute und weniger Gute gebe es in allen Gesellschaftsschichten, Dumme und Gescheite auch.

Guido Lauper

Peter Beutler,«Kanderschlucht», Kriminalroman,320 Seiten, kartonierter Einband, Fr.16.50,Emos-Verlag 2013, ISBN 978-3-95451136-5.

 

Hinweis zu diesem Bericht und zu dieser Rezension

Es war die schönste Vernissage, die ich bislang erlebt habe. Dabei fing es gar nicht so gut an  in Kandersteg. Ursprünglich war geplant, den Anlass in der kleinen Gemeindebibliothek durchzuführen. Bei einem Besucherandrang wäre vorgesehen gewesen, in das Hotel Bernerhof auszuweichen.
Man schien dort zunächst nicht dagegen zu haben. Doch 10 Tage vor der Vernissage kam ein Telefon an die Veranstalterin, das war die Gemeindebibliothek, man könne doch kein Raum zur Verfügung stellen. Grund: Die Person Peter Beutler sei nicht genehm. Dabei waren viele Einladungen schon verschickt.

Das Hotel Alfa Soleil erklärte sich daraufhin bereit, einen Raum für die Vernissage zur Verfügung zu stellen. Und es wurde zu einem gigantischen Erfolg. Gegen 50 Personen nahmen daran teil. 38 Bücher wurden verkauft. Die Gemeindebibliothek hätte etwa 10 Personen Platz geboten.

Ende gut, alles gut?

Klar doch, das Alfa Soleil war ein Glücksfall. Von den vielen Aushängen im Dorf Kandersteg wurde kein einziges herunter gerissen. Ein Zeichen der Toleranz, auf jeden Fall. Ein leicht bitterer Nachgeschmack bleibt doch hängen. Es scheint auch in Kandersteg, wie im ganzen Berner Oberland, Zeitgenossen zu geben, die für sich beanspruchen, zu bestimmen, welche Veranstaltungen in unserer Region abgehalten werden dürfen. Es wäre blauäugig, von solchen Leute Fairness zu erwarten. Aber man sollte sich von ihnen nicht unterkriegen lassen. Am 18. Oktober 2013 haben zahlreiche Menschen in Kandersteg eindrücklich demonstriert, dass es auch anders geht.


 

 
Der Bund, Donnerstag, 17. Oktober 2013 —
 

Kultur

 

 

Dämonisches Treiben im Berner Oberland

Einmal mehr greift Peter Beutler einen brisanten Stoff auf und kratzt mit seinem neuen Krimi am Bild einer harmlosen Schweiz.

Beatrice Eichmann-Leutenegger

Was wird da nicht alles verdrängt, mit einem Filz durchwirkt und unter den Tisch gekehrt! Erst glaubt man, es handle sich bei dieser Mordserie um die wahnhafte Tat eines Einzelgängers. In kurzen Abständen werden zu Beginn der Fünfzigerjahre im Berner Oberland vier Prostituierte aufgefunden, die alle auf die gleiche Weise ermordet worden sind. Doch die Obduktionsberichte stellen fest, dass in keinem dieser Fälle ein Sexualverbrechen vorliegt. Ein Jeep aus dem Armee-Motorfahrzeug-Park des Waffenplatzes Thun, der im Umkreis des Tatorts gesichtet worden ist, sorgt für weitere Aufregung, war doch der Offizier am Steuer ein älterer distinguierter Herr. Lange bleiben für Wachtmeister Michael Bärtschi und Hauptmann Max Schmocker von der Militärjustiz die Mordmotive im Dunkeln. Kommt hinzu, dass bereits fünf Jahre zuvor, im Herbst 1945, ähnliche Mordfälle im Zürcher Rotlichtmilieu passiert sind. Früh fällt zwar der Verdacht auf einen kleinen Personenkreis, vor allem auf den Direktor der Buntmetallwerke Bodmer, Theodor von Vrisching. Da möchte sich während des Lesens ein kleiner Ärger einschleichen, dass der mögliche Täter so rasch ins Rampenlicht tritt.

Menschenversuche mit Heroin

Aber da irrt man sich gewaltig. Denn der 1942 im Berner Oberland geborene und heute wieder am Thunersee lebende Peter Beutler, ein promovierter Chemiker, legt wie schon in seinem Vorgängerroman «Hohle Gasse» eine verzwickte Geschichte vor. Kein einsamer Täter, vielmehr eine ganze Organisation rückt ins Visier und sprengt die Dimensionen eines herkömmlichen Kriminalfalls. Der Vorteil der opulenten Erzählanlage liegt darin, dass sich die Spannung bei jeder zusätzlichen Erkenntnis der ermittelnden Behörde neu aufbaut. Dafür braucht die Leserschaft ein ordentliches Mass an Konzentration, um der sorgfältig recherchierten Geschichte in ihren Verästelungen folgen und die Funktionen aller Personen im Auge behalten zu können. Das heisst: Bisweilen ufert die Story aus. Eine schlankere Linie hätte ihr nicht geschadet, obgleich die anschaulich eingefangenen Nebenszenen in Privathäusern und Wirtschaften durchaus amüsieren.

Zwei Handlungsschichten lassen sich erkennen, die allerdings nur allmählich eine Kohärenz vorweisen. Vorerst handelt es sich um die Aufdeckung von Menschenversuchen mit LSD und Heroin. Die Testpersonen stammen aus dem Milieu so genannt Randständiger, die «für unsere Gesellschaft eine Belastung» sind – soTheodor von Vrisching. Die Versuche, bei denen KZ-Arzt Mengele als Vorbild wirkt, werden in einem bestens ausgestatteten Bunker vorgenommen, der sich in der Schlucht am Zusammenfluss von Kander und Simme verbirgt. Den Angehörigen der Opfer, meistens Dirnen oder Schwerverbrecher, schickt man als «Entschädigung» eine für die damalige Zeit erhebliche Summe von zehntausend Franken zu, wobei der Geldgeber unter falschem Namen auftritt. Den grösseren Zusammenhang aber bilden die Aktivitäten geheimer Organisationen – später als P-14 und P-15 enttarnt. Ihre Mitglieder, zum grossen Teil aus einflussreichen Kreisen der Politik, Wirtschaft und Armee stammend, betrachten sich als «Patrioten», denen die «Vorherrschaft der christlich-abendländischen Kultur» am Herzen liegt. Ihre Stossrichtung zielt in der Zeit des Kalten Krieges auf die Linke: auf Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Presseleute und sonstige kritische Geister.

Es hätte sein können

Peter Beutler weist im Epilog auf den fiktiven Charakter seiner Geschichte hin. Und doch schränkt er ein: «Es hätte tatsächlich so geschehen können.» 1990 wurde bekannt, dass die Schweiz eine Geheimarmee und einen geheimen Nachrichtendienst im Hinblick auf den Fall einer Besetzung unterhielt. P-26 und P-27 lauteten die Kürzel dieser Projekte, die indessen erst ab 1973 liefen. «Kanderschlucht» gehört daher in den Bereich der Romanliteratur mit all ihren Freiheiten der Sichtweise, der Akzentuierung und der zeitlichen Verankerung.

Peter Beutler: Kanderschlucht. Kriminalroman. Emons-Verlag, Köln 2013. 320 Seiten, etwa Fr. 16.50.

 

Bericht vom Frutigländer, 21. 10 13

 

"JUngfrau Zeitung

REZENSION5. DEZEMBER 2013

Mordfälle in der Kanderschlucht

Nachdem sein zweiter Roman «Hohle Gasse» in der Innerschweiz spielte, kehrt der Beatenberger Autor Peter Beutler in seinem dritten Roman ins Berner Oberland zurück. Dabei geht es um weitreichendere Verstrickungen, als es zu Beginn der Geschichte den Anschein macht.
Keine fein gezeichneten Charaktere, aber viel Lokalbezug: Peter Beutlers neuer Krimi.
Keine fein gezeichneten Charaktere, aber viel Lokalbezug: Peter Beutlers neuer Krimi.Foto: Yves Brechbühler

 

In «Kanderschlucht» ermitteln Wachtmeister Bärtschi und Hauptmann Schmocker in einer Mordserie an Prostituierten im Berner Oberland der 1950er-Jahre. Sie finden heraus, dass ranghohe Militärs mit den umgebrachten Prostituierten Kontakt hatten, und so geraten ein ehemaliger Oberst und ein Chemiker des ABC-Labors in Spiez ins Zentrum der Untersuchungen. Wie wenn eine Mordserie an Prostituierten nicht schon genügend Stoff für einen Kriminalroman liefern würde, entpuppt sich diese im Lauf der Geschichte als noch brisanterer Fall.

 

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Viel Lokalkolorit

Da die Geschichte vom Berner Oberland handelt, garantiert sie für einheimische Leser einen gewissen Lesespass. Die Szenerien reichen von Restaurantbesuchen in Reutigen über Verfolgungsjagden durch das Simmental bis hin zu Untersuchungen in Steffisburg. Auch das Bödeli ist immer wieder Schauplatz, unter anderem trifft sich der Hauptverdächtige mit einer verdeckten Ermittlerin im sogenannten Restaurant «Ländte» in Bönigen. Wer die Ortschaften kennt, der kann mit der Lektüre gleichsam durch die Region reisen und den einen oder anderen vertrauten Platz einmal als Gegenstand eines Kriminalromans erleben. Es ist eine clevere Idee, einen regionalen Bezug herzustellen, damit kann sich ein Krimi von vielen anderen im Regal des Buchladens abgrenzen und hat bereits ein Publikum auf sicher. Betrachtet man hiesige Buchläden, so merkt man, dass dies ein florierender Markt sein muss. Mittlerweile sind Krimis mit regionalem Bezug zu vielen Gegenden der Schweiz erhältlich. Garant für einen guten Kriminalroman ist dieser Bezug allerdings nicht. Es beschleicht einen bei der Lektüre zuweilen das Gefühl, der Autor setze etwas gar stark auf den regionalen Bezug der Geschichte. So wird praktisch kein (Seiten-)Tal ausser Acht gelassen, wenn sich beispielsweise ein flüchtiger Verdächtiger überlegt, wohin er sich verdünnisieren soll – weniger Szenenwechsel und dafür eingehendere Beschreibungen der jeweiligen Orte wäre vielleicht mehr gewesen.

 

Einfache Charaktere

Leider gelingt es Beutler nicht, den jeweiligen Charakter der Personen mit Fortschreiten der Geschichte genügend auszuleuchten. So erfährt man auch über die Protagonisten nur sehr wenig, und wenn man etwas erfährt, dann wiederholt es sich. So erklärt der Wachtmeister bei Verhören seinem Gegenüber immer wieder, dass er «nur der ermittelnde Justizoffizier» sei und keine Urteile fälle. Auch machen die einzelnen Figuren keine Entwicklungen durch, obwohl im Roman über drei Jahre verstreichen – eigentlich genügend Zeit für Veränderungen. Überhaupt scheint mehr Wert auf einen möglichst grossen Ereignishorizont gelegt worden zu sein, anstatt den Irrungen und Wirrungen der Täter und Ermittler auf die Spur zu gehen.

 

Einige Knackpunkte

Man stolpert manchmal über plumpe Formulierungen, und Beutler bedient sich allzu oft Floskeln und Wendungen. So lässt er etwa eine Figur «heulen wie einen Schlosshund». Schade, denn solche Verwendungen entbehren der Originalität. Auch wird ein Krimi nicht spannender, indem man die Protagonisten dies zwischendurch erwähnen lässt, so wie Hauptmann Schmocker, der es «irgendwie (…) sehr spannend» findet. Auch dass «Gerechtigkeit und Justiz (…) zwei verschiedene Dinge» sein können, war wohl den meisten schon vor diesem Roman bekannt.

 

Ein weiterer Knackpunkt ist die Erzählerfigur. Diesen Erzähler lässt der Autor in einem Moment in despektierlicher Manier von der (Schul-)«Klasse der Schwachsinnigen» reden und kurz darauf gebraucht er das Wort «Handicap», welches in den 1950er-Jahren geradezu futuristisch anmutete und anno dazumal wohl auch noch nicht in den Sprachgebrauch integriert war. Es kann höchstens als erstes Indiz (abgesehen von der Widmung zu Beginn des Buches) dafür gedeutet werden, dass der Erzähler diese Geschichte rückblickend (aus der Gegenwart) erzählt. Dann macht es aber keinen Sinn, dass der Erzähler das Wort «schwachsinnig» braucht. Solche und andere Wortverwendungen scheinen eher unreflektiert und zufällig, eine kohärente Strategie seitens des Autors lässt sich nicht erkennen.

 

Vermischung von Realität und Fiktion

Am Schluss des Romans vermittelt der Autor dem Leser Folgendes: «Das in diesem Buch Erzählte ist fiktiv, doch nicht einfach so erfunden. Es hätte tatsächlich so geschehen können.» Danach folgt ein kurzer Exkurs über die wahren Begebenheiten, die Anlass für dieses Buch gaben. Es bleibt fraglich, welchen Beitrag der Roman zu dieser historischen Thematik leistet. Klar, er erinnert den Leser an ein wenig bekanntes Kapitel der neueren Geschichte. Das ist aber eine heikle und schwierige Angelegenheit, wenn man es mit einem fiktiven Text durchmischt. Die Gefahr, dass die historischen Umstände undifferenziert gewürdigt werden, ist gross.

 

Unterhaltsame Lesestunden

Wer über diese Mängel hinweg sehen kann, dem bleibt eine gute Unterhaltung aber nicht verwehrt. Beutler ist ein durchaus süffiger, regionbezogener Krimi gelungen, der so manchem Leser kurzweilige Stunden in die kalte Winterstube bringen wird. Es fehlen die unterschiedlichen, fein gezeichneten Charaktere, die einem Kriminalroman oft das gewisse Etwas verleihen, und sprachlich ist nicht alles über jeden Zweifel erhaben. Ob es dem Autor mit dieser Fiktionalisierung tatsächlich gelingt, glaubhaft den Finger auf einen wunden Punkt der Geschichte zu drücken, sei dahingestellt.

Zum Buch

Peter Beutler: «Kanderschlucht», Emons-Verlag, 304 Seiten.

Preis: Fr. 16.50

ISBN: 3-9545113-6-3

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich.

Hinweis: Nicht alles hat Yves Brechbühler so genau gelesen. "So erklärt der Wachtmeister bei Verhören seinem Gegenüber immer wieder, dass er «nur der ermittelnde Justizoffizier» sei und keine Urteile fälle." Die Stelle kommt so nie vor. Vor kommt aber: So erklärt der Hauptmann (...), dass er «nur der ermittelnde Justizoffizier» sei. Ein Wachtmeister ist kein Offizier, das ist mir wirklich in Fleisch und Blut eingegangen, so sehr, dass ich ihn niemals mit einem Hauptmann verwechseln würde.

Na, ja. Besprechung ist Besprechung und auf jeden Fall besser als Stillschweigen.